Die meisten Besucher zieht es heute immer noch zum Ground Zero, dem Ort, an dem einst die Twin Tower des World Trade Centers standen. Noch heute trauern viele Menschen um die Wahrzeichen der Skyline Manhattans. Zuerst schimpfte man zwar über die “Einfallslosigkeit” des Architekten in den 1970er Jahren, dann jedoch gewannen die Menschen die Türme lieb. Sie waren auch eine gute Orientierungshilfe, denn wenn man aus der Metro ausstieg und Ausschau nach ihnen hielt, wußte man gleich, wo Norden, Süden, Osten und Westen ist und in welche Richtung man laufen musste.
Wir nahmen die Metro “E” bis zur Rector Street. 2007 konnte man noch an der Cortlandtstreet aussteigen, diese Haltestelle ist aber nun gesperrt. Ein paar Schritte zurück Richtung Norden, da ist der Ground Zero auch schon. Heute immer noch eine riesige Baustelle, die von hohen Maschendrahtzäunen umgeben ist, die mit Plakaten verhängt sind. Im Gegensatz zu 2007 erkennt man jetzt allerdings schon das Fundament eines der neuen Türme/ Bauten.
An dem südlichen Weg des Ground zeros gibt es das “Tribute WTC Visitor
Center” (120 Liberty Street), direkt neben einer kleinen Feuerwache.
Hier kann man sich für eine Führung anmelden, die um den Ground Zero
sowie durch die World Financial Centers (WFC) geht. Von den WFCs hat man
einen schönen Ausblick ganz ohne Zaun in den Ground Zero. Ich machte
die Führung 2007 mit, sie wurde damals von einem Feuerwehrmann und einer
Frau gehalten, die beide am 11. September persönliche Schicksalschläge
hinnehmen mussten. Die Führung wurde nur auf Englisch gehalten, das
Schulenglisch reichte allerdings aus. Diese Führung hat mich zutiefst
bewegt, ich möchte sie wirklich jedem ans Herz legen.
Anschließend besuchten wir die kleine St Paul’s Chapel, eine kleine
Kirche mit kleinem Friedhof, in dem schon George Washington gebetet hat.
Sie ist die älteste Kirche Manhattans überhaupt. Wie durch ein Wunder
nahm sie beim Zusammensturz der Twin Tower nicht den geringsten Schaden.
Heute ist die Kirche vorallem Gedenkstätte der Opfer und umgekommenen
Helfer sowie ein Ort der Dankbarkeit für die Überlebenden. Betrachtet
man die vielen Briefe und Bilder, kommt es einem so vor, als ob man
selber einen Verwandten hier verloren hat. Wir kannten die Bilder nur
aus dem Fernsehen, hier wird es einem richtig bewußt, dass der 11.
September eben doch Realität war. Auf dem kleinen Friedhofsgelände steht
seit dem ersten Jahrestag des Unglücks die “Bell of Hope”, eine
bronzene Glocke, ein Geschenk Londons an die New Yorker als Zeichen des
Mitgefühls und der Empathie.
Nach diesen Eindrücken, die uns ziemlich betroffen gemacht hatten,
brauchten wir erst einmal eine kleine Aufmunterung. Und was machen zwei
Frauen da am Besten? Natürlich – sie gehen einkaufen. Das kann man
ausgiebig und gut im “Century 21″, angeblich New Yorks bestgehütetestes
Geheimnis. Das Kaufhaus befindet sich unmittelbar am Ground Zero in der
Cortlandtstreet. Direkt neben dem Hilton Millenium Hotel. Auf mehreren
Etagen findet man einfach alles, Kleidung, Schuhe, Handtaschen, Parfüm…
sowohl für Männer als auch für Frauen. Das “Century 21″ ist berühmt für
seine guten Preise, man findet auch echte Designermode (DKNY, Juicy
Fruit, Versace…) zu Discounterpreisen. Allerdings sollte man sich die
Zeit nehmen, gerade bei der Designermode die Teile genau anzuschauen.
Manche Sachen sind erste Sahne, andere sind schon ziemlich ramponiert.
Wir haben es folgendermaßen gemacht: Bummeln, gucken, nachdenken, zu
einem anderen Zeitpunkt wiederkommen und zuschlagen. Sonst gerät man
womöglich in einen Kaufrausch. Und die Tüten stören beim weitern Bummel
nur!
Mit einem Kaffee von Starbucks gegenüber schlenderten wir weiter zu
den World Financial Centers. Im WFC 3 findet man den ” Wintergarden”,
von außen schon an dem grünen Bogen erkennbar.
Dieses Gebäude hat draußen eine schöne Terasse mit Restaurant mit
moderaten Preisen. Dort aßen wir fast direkt am Wasser ( Hudson River)
und genossen die Aussicht auf die Skyline von New Jersey.
Nach dem Essen bummelten wir die Promenade von Battery Park City (so
heißt das Gebiet) am Hudson River entlang downtown zum Battery Park
(Südspitze Manhattans). Battery Park City gehört nicht ursprünglich zur
Insel Manhattan sondern wurde aufgeschüttet. Als in den 1970er Jahren
das World Trade Center gebaut wurde, wusste man nicht wohin mit dem
Aushub – und so wurde kurzerhand die Insel um Battery Park City
“erweitert”.
An der Südspitze angekommen hat man eine wundervolle Aussicht auf die
Freiheitsstatue und Ellis Island. Natürlich kann man dorthin mit dem
Schiffchen fahren, mit der Circle Line. Karten für diesen Ausflug erhält
man im “Castle Clinton”, ein nicht zu übersehender runder Bau an der
Südspitze. Hier sollte man allerdings mit langen Wartezeiten rechnen.
Die Warteschlangen am Pier können bis in die Stadt reichen!
Die Freiheitsstatue kennt jeder. Sie war ein Geschenk Frankreichs an
Amerika. Ab diesem Jahr darf man auch wieder hoch auf die Krone, wir
hatten allerdings Pech, denn sie wurde gerade geputzt. Daher schenkten
wir uns diese Fahrt, denn man sieht sie im Vorbeifahren besser als wenn
man direkt zu ihren Füßen steht.
Ellis Island ist ein Besuch für historisch Interessierte wert. Eine
Insel, über die Generationen vor uns Emmigranten eingewandert sind.
Voller Hoffnung auf ein neues und besseres Leben. Ellis Island war dabei
die größte Hürde, die es zu überwinden galt. Schiffspassagiere der 1.
und 2. Klasse konnten diese Hürde umgehen, sie wurden bereits an Bord
abgefertigt. Aber die Menschen der 3. Klasse mussten über Ellis Island,
hier hatten sie teilweise wochenlange Aufenthalte in denen sie überprüft
und untersucht wurden. Für manch einen endete hier der Traum, denn es
wurden auch immer wieder Einwanderer abgewiesen. Die Unterkünfte, in
denen sie bis zur Abschiebung wohnen mussten, gleichen Kerkern. Schritt
für Schritt kann man auf Ellis Island den Einwanderungsprozeß verfolgen
und Originalgegenstände aus der Zeit bestaunen.
Hier möchte ich noch einen kleinen Tip loswerden. Ebenfalls von der
Südspitze aus geht die “Staten Island Ferry”, die hübschen roten Fähren,
die zwischen Manhattan und Staten Island hin und her pendeln. Wer gerne
mal die Skyline von Südmanhattan genießen will, der fährt einfach
einmal nach Staten Island und wieder zurück. Diese Fahrt ist nämlich
kostenlos!
Der Artikel wird fortgesetzt in Teil 2!
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